| Fahrbericht Falttandems GETEILTES VERNÜGEN
 
                        Mühelos und schnell weite Stecken zurücklegen,
                        gemeinsam Spass haben, besonders intensiv die Natur
                        genießen - das sind die Vorteile eines Tandems. Dass
                        sie sperrig und unpraktisch beim Transport sind, kann
                        man bei zwei Beispielen vergessen. Wir präsentieren
                        ihren faltbare Tandems, die in einen Koffer passen und
                        sich prima fahren lassen. 
                        
                        
                        
                         Zwei
                        Tandems, zwei Konzepte
                         Für
                        die Fahrtests standen uns zwei Tandems von Montague und
                        Santana zu Verfügung. Ein Vergleich der beiden ist
                        schwierig, da sie in unterschiedlichen Preiskategorien
                        an den Start gehen. So kostet das - als gemütliches
                        Tourentandem ausgelegte - Montague Triframe mit seinen
                        5000 Mark nur halb so viel wie das - als edles
                        Rennradtandem aufgebaute - Santana Arriva (etwa 12 000
                        Mark). Die stolzen Preise resultieren aus der
                        Kleinserienproduktion, aber auch aus den differierenden
                        Faltmechanismen, ohrqualitäten und Komponentenqualitäten. Montague:
                        schnell aufgebaut Das
                        Rahmen- und Faltkonzept des mit 21 Kilogramm recht
                        schweren Montague wirkt antiquiert, geht aber in der
                        Praxis auf, denn alles am Montague funktioniert tadellos.
                        Sein Aufbau ist einfach: aus dem 90 x 74 x 26 Zentimeter
                        kleinen Rohr-Reifengeflecht entsteht mit zwei
                        Faltbewegungen - dem seitlichen Ausklappen der Vorder-
                        und des Hinterbaus - ein ausgewachsener Tandemrahmen aus
                        hochwertigen True Temper-CromMoly-Rohr. Ein
                        einschnappender Verschluss fixiert den Vorderbau
                        automatisch. Nachdem die Sekundärkette (die Verbindung
                        von Steuermann und Sozia) in die linken Kettenblätter
                        und das Bremsseil eingehängt sind, folgt das Ausklappen
                        des Hinterbaus, in dem schon das Hinterrad sitzt. Zwei
                        Schnellspanner versteifen hier den Rahmen, fünf sind
                        insgesamt einzusetzen und zu fixieren. Jetzt noch die
                        Schaltseilzüge verbinden, das Vorderrad einbauen, die
                        Bremsen einhängen - nach unglaublichen 12 Minuten ist
                        das Montague-Tandem fahrbereit. Der
                        Aufbau geht so leicht von der Hand, dass etliche
                        Redakteure die Montague-Tasche ins Wochenende mitnahmen.
                        Unter dem häufigen Falten leidet allerdings das
                        wunderschöne Rahmensfinish. Keinere Kratzer und
                        Lackabplatzer an den Scharnieren und unter den
                        Schnellspannern wären vermeidbar, wenn der Hersteller
                        dem Rahmen eine schlagfeste Pulverbeschichtung
                        spendieren würde. Für uns ein Muß bei einem Rad der
                        5000 Marks-Kategorie! Auch
                        die Befestigung des Exzender im vorderen Tretlager, mit
                        dem sich die Sekundärkette spannen läßt, konnte mit
                        seinen Flügel- und Inbusschrauben nicht überzeugen.
                        Bei längeren, sportlichen Ausfahrten mußten wir
                        mehrmals die Kette nachspannen. Angesichts
                        des Preises könnten auch die Sattelstützen, die
                        Kurbelgarnituren und die bequemen Sättel ruhig
                        hochwertiger sein. Was aber zu verschmerzen ist, denn
                        alle Komponenten am Montague funktionieren zuverlässig.
                        Die 21 Gang-Schaltung mit ihrer Gripshift
                        400i-Drehgriffschaltung und das bewährte Shimano Deore
                        LX-Schaltwerk arbeiten exakt - trotz der langen
                        Seilzugwege eines Tandems. Den betagten Shimano
                        LX-Cantilever-Bremsen fehlt zwar die inzwischen gewohnte
                        Bissigkeit, im normalen Fahrbetrieb können sie aber
                        ordentlich verzögern. Einen Vorteil bieten sie
                        jedenfalls: werden sie beim Transport versehentlich
                        verdreht, sind sie im Handumdrehen justiert. Fazit: Das
                        Montague Triframe konnte in der normalen Fahrpraxis überzeugen.
                        Eine leichte Verwindung des Rahmens - bei
                        schwergewichtigen Mitfahrern, auf engen Singletrails
                        oder im sportlichen Wiegetritt - lassen sich durch
                        Gegenlenken gut ausgleichen und konnten den Fahrgenuß
                        nicht trüben. Das Montague ist ein besonders für Genußtourenfahrer
                        empfehlenswertes, schnell und einfach auf- und
                        abzubauendes Tandem. In einer Softtasche verpackt, paßt
                        es jedem Kofferraum. Es überrascht durch seine hohe
                        Praxisfreundlichkeit. Technische
                        Daten Montague-TriframeRahmen: True Temper Full CrMoly
 Gabel: Full CrMoly
 Umwerfer vorn/hinten: Shimano RX, Shimano Deore LX
 Farbe: metallic violett
 Gänge: 21
 Faltmaß: 89 x 74 x 26 cm (Herstellerangabe)
 Faltzeit Auf/Abbau: 12/7 Minuten
 Gesamtlänge mit eingebauten Rädern: cm
 Gewicht (fahrfertig): 21,5 Kilogramm
 Zubehör (Aufpreis): Transporttasche oder Koffer, zusätzliche
                        Schleifbremse, Gepäckträger für Sattelstütze oder
                        Hinterrad, Lowrider mit Klettverschluß, Faltpedalen,
                        Beleuchtung, Schutzblechgarnitur
 Bezugsinfos: Voss Spezial-Rad GmbH, Izehoe, Tel:
                        04821-78023, Fax: - 79693
 Santana:
                        perfekte Fahreigenschaften, aufwendiger Aufbau Das
                        edle Rennradtandem des kalifornischen Herstellers
                        Santana transportierten wir ausnahmslos im
                        Hartschalenkoffer. Daher mußten wir es stets aus
                        Einzelteilen aufbauten, was aber immer routinierter von
                        der Hand ging. Das
                        Aufbauen des Santana ist aufwendiger als beim Montague,
                        dessen Vorder- und Hinterbau ja nur ausgeklappt werden.
                        Beim Santana entsteht das fehlende Mittelteil aus vier
                        Rohren mit speziellen S & S-Kupplungen, die mit den
                        Adaptern am Vorder- und Hinterbau verzahnt, mit Überwurfmuttern
                        gesichert und einem Spezialschlüssel fixiert werden. Nach
                        dem Einschrauben des Schaltwerks und dem Einhängen des
                        Bremszugs verbinden wir die Schaltzüge miteinander. Es
                        folgen das Einschrauben der beiden Kurbelsätze des
                        Sekundärantriebs mit aufgesetzer Kette, die Montage der
                        Kurbelgarnitur am Hinterbau, das Durchfädeln der Kette
                        durchs Schaltwerk und deren Verschluß mit dem genial
                        einfachen Sachs-Powerlink-Kettenglied. Nachdem
                        das vordere Laufrad eingesetzt (das hintere war von
                        Anfang an eingebaut) und die V-Brakes eingehängt sind,
                        ist man nach 35 Minuten startklar. Für den Abbau und
                        das sorgfältige Verpacken benötigen wir keine 20
                        Minuten. Ein schlagfester Lack vermeidet Schrammen am
                        Rahmen und bewahrt so dauerhaft die edle Optik des
                        Santana. Da
                        der Tandemrahmen mit herausgenommenen Laufrädern in
                        einen Kombi mit umgeklappten Rücksitzen paßt oder in
                        einer surfbag-ähnlichen Tasche „unbemerkt und
                        problemlos im ICE" mitfährt (Wolfgang Haas), fallt
                        die aufwendige Montage nur bei einer Flug- oder
                        Autoreise an. Allein durch die Entfernung des Mittelbaus
                        (vier Rohre raus, die Züge können eingehängt bleiben)
                        reduziert sich der Auf-/Abbau auf wenige Minuten! Die
                        exklusiven Komponenten des Santana entsprechen dem hohen
                        Preis: XTR-Ausstattung, spezielle Tandem-Kurbelgarnituren,
                        Conti-Bereifung und Mavic-Felgen, hochwertige Edco-Naben,
                        verstellbarer Vorbau, gefederte(!) Sattelstütze für
                        den Mitfahrer und Ritchey WCS Turbo-Sättel - alles vom
                        Feinsten. Santana:
                        perfekte Fahreigenschaften Die
                        Philosophie von Santana, nämlich die leichtesten,
                        stabilsten und steifsten Tandems der Welt zu bauen, ist
                        in der Fahrpraxis auf Anhieb spürbar. Der Rahmen ist
                        supersteif, jede Pedalbewegung wird kompromißlos in
                        Vortrieb umgewandelt. Auch in extremen Ausweich-Tests
                        mit schwereren Mitfahrern („Elchtest") bemerkten
                        wir keine Auslenkung des Hinterbaus. Die
                        24 Gang-Schaltung arbeitet präzise. Beide V-Bremsen,
                        die über Rennradbremsgriffe (!) angesteuert werden,
                        agieren bissig aber feinfühlig. Wer sie perfekt
                        justieren möchte, braucht allerdings viel
                        Fingerspitzengefühl. Scheibenbremsenfreunde werden sich
                        über die Adapter an Gabel und Hinterbau freuen. Fazit:
                        Das Santana überzeugt durch sein außergewöhnlich
                        gutes Fahrverhalten - auch bei hohen
                        Fahrgeschwindigkeiten und im Wiegetritt. Dass wir ein
                        faltbares Exemplar fuhren, war niemals spürbar. Das
                        Arriva ist ein äußerst agiles Renn/Tourenrad für
                        feinsinnige Tandemfans, die bereit sind für exzellente
                        Fahreigenschaften und einen exklusiven Fahrgenuß einen
                        hohen Preis zu zahlen. Sie werden aber darauf erfahren können,
                        wie Fun, Funktion und Faszination Tandem eine geglückte,
                        harmonische Einheit eingehen. Technische
                        Daten Santana Arriva Rahmen:
                        CroMoly Columbus Megasize, doublebutted,
                        Verbingungsrohre mit S & S- Edelstahl-KupplungenGabel: Santana Megasize CroMoly. 1 _ Ahead-Steuersatz
 Umwerfer vorn/hinten: Shimano RX, tandemspezifisches
                        XTR-Schaltwerk
 Gänge: 24
 Farben: schwarz, gelb, blau, rot. Pulverbeschichter Lack
 Antrieb: 3fach-Kettenblatt-Garnitur (Shimano Tandem,
                        Primärantrieb), spezielle Shimano Tandemkurbeln (Sekundärantrieb),
                        Kette mit Sachs Power-Link-Kettenglied
 Faltmaß (Herstellerangabe): 65 x 75 x 30 cm
 Aufbau/Abbauzeit: 35/20 Minuten
 Gewicht: Rahmen 16,3 Kilo, fahrfertig 20 Kilo
 Größen: small, medium, large, x-large
 Zubehör (Aufpreis): Hartschalenkoffer und mehr
 Preis: etwa 12 000 Mark. Komplettrad ab 8790 Mark (Bausatz
                        7690 Mark). Die teilbare Version mit S & S
                        Kupplungen kostet inklusive Tasche 3599 Mark exta.
 Besonderheiten: Santana bietet auch drei-, vier- oder fünffach-Tandems
                        an, an denen ausschließlich tandemerprobte Komponenten
                        verbaut sind. Unser Tip: Liste der Ausstattungsmöglichkeiten
                        und Testride-Center anfordern!
 Bezugsinfos: Santana Europa, Wolfgang Haas, Weinstraße
                        3, 83022 Rosenheim, Tel.: 08031-14573, Fax: - 34795
 
                        Tips
                        aus unserer Tandem-Praxis Kette
                        - Da Sie die Kette beim Auf- und Abbau des Tandems immer
                        in die Hand nehmen müssen, empfehlen wir
                        Arbeitshandschuhe aus dem Baumarkt. Werkzeug
                        - Für den Aufbau genügt ein gutes Miniwerkzeug mit
                        Inbusschlüsseln, zum Montieren der Pedalen ein
                        15er-Gabelschüssel. Für hartnäckige
                        Seilzugverbindungen oder als Pedalschlüsselersatz ist
                        eine Kombizange im Kofferraum optimal. Verpacken
                        - Da das Montague meist mit montierten
                        Kettenradgarnituren transportiert wird, sollte man das
                        Kettenblatt mit einer dicke Luftfolien-Unterlage gegem
                        Schläge von unten schützen. Sie schützt auch vor
                        Transportkratzern und ist als Montageunterlage ideal.
                         DARAUF
                        SOLLTEN SIE BEIM TANDEM-KAUF ACHTEN Suchen
                        Sie einen Händler, der mehrere Modelle anbietet. Nur so
                        ist eine loyale Beratung sichergestellt Gute
                        Beratung bietet nur ein Verkäufer, der selbst Tandem fährt Bestehen
                        Sie auf eine Einweisung und auf eine Probefahrt mit
                        diesem Verkäufer Vorsicht
                        bei „Schnäppchen". Besonders dann, wenn kein
                        Vergleich mit anderen Modellen möglich ist Exotische
                        Komponenten werten ein Tandem meist nur optisch auf Die
                        Rahmengröße sollte für beide Partner passen. Bei
                        Tourentandems (es gibt sie auch in MTB- oder Rennradausführung)
                        1 - 2 Zentimeter kleiner als bei einem Solotourenrad.
                        Beim der Sozia/Sozius kann die Rahmenhöhe auch kleiner
                        sein. |